Petersdom, 26.4.2025
29. april 2025
Man weiß als Medienendverbraucher ja nicht, wie sehr das Foto arrangiert ist: Donald Trump und Wolodymyr Selenskyi sitzen auf einfachen, rosa gepolsterten Stühlen im Petersdom im Rahmen der Beisetzungsfeierlichkeiten für Papst Franziskus und reden rund 20 Minuten direkt miteinander. Ohne Übersetzer, ohne Entourage, Flüsterer und Adabeis. Hinterher gibt es einen Post des US-Präsidenten, in dem er eine wie auch immer zu verstehende Nachdenklichkeit wegen dieses Gesprächs öffentlich macht. Immerhin, nach dessen eher spontan erscheinenden, jedenfalls unberechenbaren Akzenten und Turnarounds in einem mehr als täglichen Takt hört sich das fast unwirklich an. Vielleicht haben kundige Presseberater dafür gesorgt, dass solch ein Bild in Umlauf kommt. Möglicherweise stehen tatsächlich Hunderte um dieses kleine freie Areal im Petersdom herum. Man weiß es ja eben nicht. Trotzdem, dieses Bild vermittelt etwas anders als diese merkwürdigen kaffeklatschähnlichen Überfüllungsarrangements im Oval Office oder die eher langweiligen Faustballungen nach dem Ausstieg aus Flug- und Fahrzeugen jedweder Art. Stille steht in diesem Bild. Und eine eigenartige Einregulierung: Da sitzen zwei Menschen beieinander, die durch den Lauf der Geschichte Macht über Völker in die Hand bekommen haben, in einer höchst konfliktiven und blutigen Grundsituation, und sie sitzen da im Haus Gottes – einfach als Menschen. Nicht als das, was ihnen zugeschrieben wird an Größe, Bedeutung, Ehre oder Wahnsinn. Sie werden klein vor dem, der in diesem Haus das eigentliche Sagen hat. In diesem Bild werden die eigentlichen Größenverhältnisse zurechtgerückt. Zwei Leute auf Stühlen, die miteinander reden. Mehr nicht – vor Gott.
Helmut Aßmann
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